Sonia Leimer - Perlen

Die in Wien lebende Künst­le­rin Sonia Leimer (*1977, ITA) setzt sich in ihrem Werk mit der Mate­ria­li­tät und Trans­for­ma­tion unse­rer unmit­tel­ba­ren Lebens­welt aus­ein­an­der. Aus­gangs­punkt ihrer künst­le­ri­schen Praxis ist die Frage, wie sich gesell­schaft­li­cher Wandel und die Geschichte von Orten durch räum­li­che Inter­ven­tio­nen sicht­bar und erfahr­bar machen lassen. Aus­ge­bil­det als Archi­tek­tin und Künst­le­rin, rückt Leimer die Wahr­neh­mung und Refle­xion von Lebens­räu­men ins Zen­trum ihres Schaf­fens.

Für ART FLOW hat Sonia Leimer eine orts­spe­zi­fi­sche Skulp­tu­ren­gruppe im Dorf­park von Turgi rea­li­siert. Das Werk «Perlen» ver­weist auf die einst all­ge­gen­wär­tige Papier­in­dus­trie in der Schweiz – und ins­be­son­dere auf das Luzer­ne­ri­sche Perlen, wo bis heute die letzte Schwei­zer Fabrik für Zei­tungs­pa­pier pro­du­ziert. Im Rahmen ihrer Recher­che setzte sich die Künst­le­rin mit den indus­tri­el­len Pro­zes­sen dieser Papier­fa­brik aus­ein­an­der – einem Symbol für die Deindus­tria­li­sie­rung, wie sie das Lim­mat­tal in den letz­ten Jahr­zehn­ten geprägt hat.

Aus Deinking-Schläm­men und Faser­brei – beides Rück­stände der Zei­tungs­pro­duk­tion – formte Leimer drei gross­for­ma­tige, skulp­tu­rale Körper. Ihre krei­sende, auf­ge­rollte Gestalt erin­nert an den spie­le­ri­schen Umgang mit Papier­schnip­seln, stellt aber zugleich kom­plexe Fragen zum Umgang mit Res­sour­cen, Medien und indus­tri­el­ler Ver­gan­gen­heit. Die Skulp­tu­ren erzäh­len vom Flies­sen, von Bewe­gung und Wandel – und ver­we­ben die Geschichte der Papier­her­stel­lung mit dem Strom des Was­sers.

Am Stand­ort Turgi ver­wei­sen die Arbei­ten auch auf die Poten­ziale ehe­ma­li­ger Indus­trie­stand­orte: «Perlen» macht sicht­bar, wie aus still­ge­leg­ten Infra­struk­tu­ren neue kul­tu­relle Räume ent­ste­hen können.

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Fotos: Viviane Bar­bieri